(Bilder: An der Friedhofsmauer des Campo Santo Teutonico – Rom – sind die 14 Stationen des Kreuzwegs auf Kacheln gemalt zu sehen. Fotos: Paul Badde)

Von dem berühmten Garten Getsemani hat man noch heute einen guten Blick auf Jerusalem; es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass Jesus dort mit seinen Jüngern häufig und gern gewesen ist – ein schattiger und schön grüner Platz in einem heißen und trockenen Land. Sich dort zur Entspannung, zum Gebet, zur Meditation aufzuhalten ist naheliegend, sympathisch, menschlich.

Und dass Jesus nicht als Über- oder Schein-Mensch auf die Welt gekommen war, kein Halbgott oder getarnter Supermann war(8), das zeigt sich schon bei dieser ersten Kreuzwegstation: Er wusste was ihm bevorstand, und er fürchtete sich sehr. Er war voller Angst, und obwohl seine Jünger in der Nähe waren, fühlte er sich einsam und verlassen. Trost fand er schließlich im Gebet.

Hier sehen wir Jesus plötzlich nicht mehr als den charismatischen Verkündiger und treffsicheren Prediger, den gütigen Heiler und frommen Lehrer, sondern als einen von uns, schwach und in einer wahrhaft furchterregenden Lage.

Denken wir daran – beim nächsten Mal, wenn wir wirklich Angst haben oder schwere Unruhe empfinden; er kennt das, er hat das erlebt; er weiß, wie wir uns fühlen, wenn wir vor etwas stehen, das über unsere Kräfte zu gehen scheint. Und machen wir es dann so wie er – beten wir, und vertrauen wir Gott, auch gegen alle Aussicht und Wahrscheinlichkeit; dann werden wir Trost und Stärkung finden, selbst wenn nicht sofort alles gut (9) zu werden scheint …

zu den einzelnen Kreuzwegstationen


Anmerkungen

8) Wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich; vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Kompendium, 2005. Nr. 85 ff.

9) Wir neigen dazu, alles an einem unmittelbaren Happy End zu messen. Das führt natürlich zu Enttäuschungen. Aber seit jenen Tagen des Leidens Christi muss Leid nicht mehr sinnlos oder hoffnungslos sein.